Familienaufstellung
Ein Erlebnis besonderer Art war für mich die
Teilnahme an mehreren Familienaufstellungen bei
meiner Reha auf der Lahnhöhe.
"Nie in meinem Leben werde ich die ergreifenden Familienszenen, Gefühlsausbrüche, aber auch etlich
Konfliktlösungen vergessen".
Sicherlich wegen meinen grauen Haaren wurde ich
mehrmals als sogenannter Stellvertreter ausgewählt und durfte als Statist "Vater, Bruder und Onkel" an einigen Familienaufstellungen teilnehmen und einmalige Erfahrungen und „Schwingungen“ erleben.
Dies geht so vor sich, dass der "Aufzustellende", also derjenige, der ein Problem oder Konflikt lösen muss, intuitiv sogenannte Stellvertretter für seine Urfamilie, also Eltern, Großeltern, Kinder, Geschwister usw. aus dem Publikum auswählt und sie so hinstellt, wie er sich seine Familie vorstellt. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Familienmitglieder noch leben oder nicht. Dann setzt sich der "Aufzustellende" außerhalb seines Familiekreises und ein weiter Fremder spielt seine Rolle. Der Seminarleiter befragt nun jeden einzelnen "Statisten", wie er sich in dieser Familierolle und Aufstellung fühlt.
Hierbei geschehen dann ganz seltsame Phänomene, z.B. dass sich eine Person nur in Gegenwart seines Vaters, seiner Kinder oder der Oma wohlt fühlt oder dass sie bei der Gegenüberstellung eines Familienmitgliedes Hassgefühle entwickelt und zurückweicht. Die Familie wird dann so lange hin und hergestellt, bis alle Konflikte klar aufgezeigt sind. Diese können dann durch entsprechende Aussprachen, Verzeihen, Anerkennen und Loslassen des anderen aufgelöst werden.
Für mich persönlich war nicht die Aufstellung meiner eigenen Familie von Bedeutung sondern die
einmalige Erfahrung, wie ich als Statist, viele Gefühle mir völlig unbekannter und zum Teil schon verstorbener Personen nachempfinden und ausdrücken konnte.
Ich fühlte mich in diesem Augenblick wie diese Person!
Ich konnte ihre Liebe, ihren Hass, Ärger, Wut, Minderwertigkeit, Trauer bis hin zur Glücksselligkeit sowohl körperlich als auch psychisch nachempfinden und in Worten ausdrücken.
Mein Körper war eine Geige, auf der eine andere Person in diesem Moment spielte und ihre eigenen "Schwingungen"
erzeugte.
"Nie in meinem Leben werde ich die ergreifenden Familienszenen, Gefühlsausbrüche, aber auch etliche Konfliktlösungen vergessen".
Noch gerne erinnere ich mich an die zierliche Uschi,
ich war in der Familienaufstellung ihr ältere Bruder gewesen, wie sie nach einer Woche im Park der Lahnhöhe auf mich zugelaufen kam, mich fest drückte und für die Lösung ihrer Lebensprobleme und Ungereimtheiten bedankte.
Mir geht es besser, sagte sie und war den Tränen nahe!
Diesen Text habe ich in Anlehnung an einen Text aus dem Taschenbuchkalendarium "Alles zu seiner Zeit" von Dr. Ebo Rau entnommen und wenige Änderungen ergänzt. Ergänzungen, die auf meinen eigenen Erfahrungen durch die Teilnahme an mehreren Familienaufstellungen beruhen!